fabfamily.de - Fiona, Anke & Bernd

Juni
2015

Nusa Lembongan, Indonesien
Mit dem Roller um die Insel – und gegen die Wand
Juni 2015

Sonne, Strand, Meer & eine menge Müll auf einer kleinen Insel

Mit dem Roller um die Insel – und gegen die Wand

Vom Strand in Sanur, im Süden von Bali, sind es etwa 30 Minuten mit dem Schnellboot bis zur nur 8 Quadratkilometer großen Insel Lembongan. Das harte Aufschlagen des Bootes beim Springen über die Wellen war dann auch Fiona’s erstes Highlight des Tages, während Ankes Magen nur begrenzt Freude an dem Gehüpfe finden konnte.

Die Nordseite der recht kleinen Insel ist hauptsächlich von dichten Mangrovenwäldern gesäumt, der Rest der Insel besteht dagegen komplett aus Steilküsten, die von vielen, wirklich malerisch gelegenen kleinen Buchten mit Sandstränden unterbrochen werden.
Allerdings findet man auch kaum eine Ecke, die nicht voller Müll ist. Teilweise einfach von Einheimischen und Touristen auf direktem Wege entsorgt, zu einem Großen Teil aber mit der Flut aus dem Meer angespült. Erschreckend, was für Mengen an Plastik da offensichtlich durch unsere Meere treiben – um dann an schönen Orten wie diesem ihre Reise (vorläufig) zu beenden…

Da wo die Sonne hin scheint ist 'unser Strand'Unser Hausstrand in der Mushroom Bay

Als wir am Strand der „Mushroom Bay“ aus dem Boot kletterten, schmiegte sich beim Waten durch’s Wasser auch gleich zur Ankunft diverser Verpackungsmüll um unsere Beine.

Nur 5 Gehminuten von der Bucht entfernt haben wir dann eine kleine, der traditionellen balinesischen Bauweise nachempfundene, Hütte bezogen, die nur aus einem palmenbedeckten Schlafraum und einem Bad ohne Dach bestand. Schon ganz cool: bei einem nächtlichen Klobesuch hatten wir über uns den kompletten Sternenhimmel im Blick – man hätte jedesmal fast vergessen können, warum man sich eigentlich hingesetzt hat… ;-)

Die nette Anlage mit sechs von diesen Hütten wurde wieder von einem Kadek und seiner gesamten Familie geführt – wobei die älteren Männer hauptsächlich mit dem zweiten Standbein, der Landwirtschaft, beschäftigt waren und den ganzen Tag bei den vier Rindern auf einer kleinen Wiese vor der Anlage im Schatten lagen. Der bestimmt verdiente Ruhestand in der Gemeinschaft der Großfamilie – auf Bali übrigens noch eine verpflichtende Tradition: der jüngeste Sohn ist dazu verdonnert mit Frau und Kindern (man hat immer mehrere) bei seinen Eltern (plus ggf. Schwiegereltern) zu bleiben.

Unsere HütteOpen-Air-Bad

Open-Air-BadEin Bett für drei...Man gut, dass der angeleint ist...

Kadek's Erstgeborener: Made

Wie überall wo wir auftauchen war Fiona nach wenigen Minuten wieder die Hauptattraktion. Sobald Fiona in den nächsten Tagen irgendwo gesichtet wurde, hörten wir aus irgendeiner Ecke ein fröhliches „Hello… Fiona!“.

Fiona ist auch nach zwei Wochen auf Bali immer noch kein Freund von dieser teilweise wirklich sehr aufdringlichen Freundlichkeit, fühlt sich aber ansonsten auch hier in den „Lotus Garden Huts“ sofort wieder pudelwohl.

Für unseren Geschmack sogar ein bißchen zu wohl… Die Familiendemokratie hat sich in den letzten Tagen langsam in eine Diktatur
umgewandelt – unter der Führung einer kleinen, rechthaberischen Tyrannin. Von der erhofften Monarchie unter meiner strengen, aber gerechten Führung im Sinne eines geschmeidigen Reiseablaufs hatte ich mich ja bereits vor dem Abflug verabschiedet… Ihr „Bestimmer“-Tag wird mittlerweile jedes Mal eingefordert, wenn irgendetwas nicht nach den Wünschen der kleinen Dame läuft. Diskussionen dauern in der Regel recht lange, weil die „kleine 5-jährige“ sich durchaus wortgewaltig, wenn auch oftmals etwas sinnbefreit, minutenlang aufregen kann – oder überhaupt nicht mehr auf das reagiert, was wir versuchen ihr einzutrichtern.

„Glücklicherweise“ haben wir dieses Problem meist nur dann, wenn Anke und ich gerne mal ein wenig Ruhe hätten – und Fiona das merkt, bzw. sie anfängt sich zu langweilen. Sobald wir unterwegs sind zieht Fiona (meist) problemlos mit – trotz Hitze und anstrengender Fußmärsche!

Einen Tag einfach nur mal abzuhängen ist daher immer etwas stressig für uns – wir sind also quasi genötigt, in Bewegung zu bleiben…

Handeln können wir noch nicht richtig gut - wir zahlen beim ersten Obsteinkauf soviel wie im Bioladen zuhause

Die Insel ist, wie schon erwähnt, nicht sehr groß und lässt sich mit dem Roller in etwa einer Stunde problemlos umrunden. Wie überall auf Bali ist der Roller auch hier das Hauptfortbewegungsmittel. Die Straßen sind zwar teilweise in miserablem Zustand, aber auf den schmalen Straßen fahren so gut wie keine Autos, so dass wir uns hier auch mal getraut haben Roller zu leihen – inseltypisch ohne Versicherung und ohne Helm.

Gewöhnungsbedürftig für uns als „Nicht-Roller-Fahrer“ war das Gasgeben über Drehen des Lenkers. Besonders bei Wendemanövern haben wir hier immer wieder einen ordentlichen Satz nach vorne gemacht, da wir beim Festhalten des Griffes automatisch Gas gegeben haben.

Größte Leistung von Anke: Beim Wenden mit Vollgas einen grasbewachsenen Hang hoch. Fiona und ich standen da mit unserem Roller quer unten auf der Straße, ebenfalls zum Wenden bereit. Während wir etwas erschrocken zu ihr hoch sahen nutze Anke eine kleine Schrecksekunde zum innehalten, um dann noch mal ordenlich am Lenker zu drehen – und mit Volldampf wieder den Hang runter zu brettern. Bedauerlicherweise standen Fiona und ich mit unserem Roller genau auf ihrem Beschleunigungsstreifen. Mein einziger Gedanke beim Fallen war dann nur noch, Fiona so weit hochzureißen, dass sie bloß nicht irgendwo unter dem Roller landet… Ist zum Glück außer dem Schrecken und einem ordentlichen Lackschaden nichts weiter passiert…

Anke hat dann aber etwas später trotzdem noch mal nachgelegt. Beim zügigen Abbiegen an einer Kreuzung ist sie mit Schmackes seitlich gegen eine Hauswand geslidet. So etwas kann passieren, wenn man mit einer Hand bremst und mit der anderen Vollgas gibt. Der Schaden hierbei aber zum Glück auch wieder überschaubar: eine Schürfwunde und eine Rechnung über 876.000 Rupien – was umgerechnet etwas über 60 Euro sind. In Anbetracht des entstandenen Schadens durchaus günstig und auch rückwirkend absolut nicht versicherungswürdig…
In jedem Fall kommen wir so langsam in Fahrt… ;-)

Kurze Schrecksekunde nach dem UnfallNach der Tour erst mal ein Eis

Zwischen diesen beiden Einlagen gab’s natürlich auch eine wirklich schöne Insel-Tour. Fiona hat die Fahrt auf dem Roller einen riesen Spaß gemacht. Über eine etwa 200 Meter lange, recht schmale Hängebrücke aus Holz war es sogar möglich auf die noch viel kleinere Nachbarinsel Nusa Ceningan überzusetzen. Dort konnten wir dann jede Menge Seegras-Farmer bei der Arbeit beobachten. Wie uns berichtet wurde, gibt es aber echte Nachwuchsprobleme bei dieser besonderen Form der Landwirtschaft, da die jüngeren Leute alle lieber ihr Geld im Tourismus machen wollen.

Auf beiden Inseln wird an allen Ecken wie verrückt gebaut. Wenn dann wirklich mal alle Unterkünfte belegt sein sollten, dürfte es nicht mehr all zu viel Platz auf den kleinen Inseln geben…

Inselhopping über die Hängebrücke

Seegras-ErnteSeegras-Ernte

Noch hatten wir „unseren“ Strand aber meist komplett für uns alleine. Nur Baden konnten wir hier wegen der hohen Wellen und der vielen Korallen nicht wirklich. Aber bei unserer Inselrundfahrt hatten wir im Nachbarort einen perfekten Standstrand ohne Wellen entdeckt.

Das wir die etwa 3 Kilometer von unserer Bucht nach Jungutbatu jeden Tag zu Fuß zurückgelegt hatten, galt aus Sicht der Einheimischen schon als sportliche Höchstleitung. In einem Land in dem „Need Transport? – May be Tomorrow?“ einer der meistgehörten Ausrufe ist aber sicher auch nicht weiter verwunderlich…

Der Krater des Gunung Agung im Hintergrund

An diesem Strand haben wir dann übrigens auch „Captain Aqua“ getroffen, der Fiona ihr erstes Schnorchelerlebnis auf hoher See beschert hat (mehr dazu könnt ihr in „Fiona’s Reise”“ lesen: Captain Aqua bringt mich zu Nemo – mein erstes Hochseeabenteuer).

Fiona beim Schnorcheln

Tauchen ist hier auch ganz nett…

Ein dicker SeesternEine Koralle aus der NäheEine ganz schön bunte Meeresschnecke

Der verdiente Feierabend-Cocktail

Da es immer schon so gegen 18 Uhr dunkel wird und wir meist auch ganz schön im Arsch sind, sind unsere Abende in der Regel schon relativ früh zu Ende. Anke liest dann noch und ich sitze vor der Hütte mit einem Feierabendbierchen. Am dritten Abend war mir aufgefallen, dass der Fernseher an der gegenüberliegenden Bar noch lief. Kadek schaute hier immer Fußball – natürlich ohne Ton, um die Nachtruhe der Gäste nicht zu stören. Kadek betonte, dass alle Indonesier Fußball lieben. Indonesien spielte gegen Thaliland. Als ich dazu kam stand es 2:0 – für Thailand. Fußball ist ja eigentlich nicht so mein Ding, aber wenn die Sprachbrücke zwischen indonesisch und deutsch englisch ist, kann sogar ich mich über Fußball unterhalten. Was wir sahen war das Halbfinale der 28sten SEA Games, einer asiatischen Liga oder so, in Singapur. Wie Kadek mich aufklärte war Indonesien von der FIFA gerade vor wenigen Tagen von allen internationalen Turnieren gesperrt worden – wegen Korruption in der „Indonesian Football Association“. Ich bin zwar, wie schon erwähnt, kein großer Kenner der Szene, aber ich finde auch, wer in’s eigene Haus kackt, sollte zumindest darauf achten, dass nicht noch mehr Scheiße von außen reingetragen wird… Jedenfalls war Indonesien bei diesem Turnier wohl nur noch dabei, weil es vor dem besagten FIFA-Verbot begonnen hatte. Indonesien verlor an diesem Abend übrigens 5:0 gegen Thailand…

Bis zu 20 Meter hohe Wasserfontänen am Devil's Tear

Die Welle kommt......alle werden nass......die Leute gehen

Wer genau hinsieht, kann ganz hinten links Fiona & Anke sitzen sehen – nur um mal ein Gefühl für die Größe der Wellen zu bekommen…

Die 9 Tage auf Lembongan waren dann auch schon wieder sehr schnell vorbei. Am letzten Tag auf der Insel haben wir uns noch mal ganz mutig einen Roller gemietet. Auch diesmal gab es wieder einen kleinen Unfall – den ich hier aber gar nicht weiter ausführen will ;-)

Nachdem wir den ganzen Nachmittag auf der Nusa Ceningan damit verbracht hatten von einer Bar an den Klippen aus den Surfern in einer Bucht mit (aus unser Sicht) riesigen Wellen zuzusehen, war das eigentliche Highlight das – wie Fiona es nannte – „Wasserfeuerwerk“ am Devil’s Tear.
Absolut beeindruckend, wie hier gigantische Wellen mit ungeheurer Kraft an den Felsen zerschmettert sind! Bei einem Versuch möglichst nah an den Klippen ein Foto zu machen, hätte mich eine meterhohe Wasserfontäne dann auch beinahe vom Felsen gefegt. In jedem Fall war ich hinterher klatschnass…

Die selbstgebauten Drachen steigen lassen – überall bei den Balinesen sehr beliebt


Geschrieben von Bernd | Kategorie: Asien | ,

 

2 Kommentare zu “Mit dem Roller um die Insel – und gegen die Wand”

  1. daniel hat am 2. Juli 2015 um 16:02 geschrieben:

    …und lasst den Einheimischen auch noch ein paar Roller über! :)
    Viele weitere tolle Eindrücke auf Eurer Reise wünsche ich!

  2. wiebke hat am 1. Juli 2015 um 18:39 geschrieben:

    der spruch zur fifa mit dem ins haus kacken ist besonders schön und treffend ;) wundervolle reise noch, ihr heizer!

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