fabfamily.de - Fiona, Anke & Bernd

Juli
2015

Flores, Indonesien
Die Murusobe Twin Falls – ein abenteuerlicher Weg zu einem atemberaubenden Wasserfall
Juli 2015

Die Murusobe Twin Falls – ein abenteuerlicher Weg zu einem atemberaubenden Wasserfall

Am letzten Tag unserer Flores-Tour stand noch mal ein ganz besonderes Highlight an. Wir wollten in die Berge zu den Murusobe Twin Falls wandern. Nur wenige Touristen kommen scheinbar dort hin, wohl auch weil die Fahrt zum Startpunkt der Trekking-Tour aufgrund der hiesigen Straßenverhältnisse eine ganze Weile in Anspruch nimmt.

Wir starteten zwar relativ zeitig – aber doch ein paar Minuten zu spät. Wir kamen nämlich dummerweise als erste an eine gerade entstehende Baustelle. Die kurze Geste eines Mannes am Straßenrand signalisierte uns anzuhalten – und im selben Moment rollte ein paar Meter vor uns auch schon ein erster großer Felsbrocken mitten auf die Straße. Zuerst amüsiert, nach einer Weile aber doch eher genervt, sahen wir zu wie ein Bagger immer mehr Felsbrocken aus der Felswand hämmerte und zu einem beachtlich angewachsenen Haufen auf die Straße schubste. Mittlerweile hatte sich hinter uns ein ordentlicher Stau aus Motorrädern gebildet. Aber alle nahmen die Wartezeit gelassen hin und nutzten die Zeit zum Quatschen und Zigarette rauchen.

Als nach etwa einer Stunde Steineklopfen ein zweiter Bagger anfuhr, um die Straße nach und nach wieder frei zu räumen, kam sofort Bewegung in die wartende Menge. So geduldig alle bisher ausgeharrt hatten, so wichtig war es nun scheinbar als erster wieder los zu preschen, um die verloren Zeit wieder einzuholen.
Die Fahrer keilten unseren Wagen mit ihren Motorrädern von allen Seiten ein – und als der letzte Stein mit der Schaufel des Baggers von der Straße angehoben wurde, war das so etwa vergleichbar mit dem Startschuß bei einem Formel-1-Rennen. Alle fuhren gleichzeitig los – von beiden Seiten der Baustelle wohlgemerkt. Wie zwei wildgewordene Hornissenschwärme hetzten die Motorroller auf nur einer freien Fahrbahn aufeinander los und verfehlten sich dabei – auch für mein mittlerweile in landestypischer Fahrweise geschultes Auge – mehrmals nur knapp.
Es dauerte einige Minuten, bis auch wir uns in’s Schlachtgetümmel stürzen konnten und sogar ohne Fremdkontakt die andere Seite erreichten…

1 Minute zu spät - der Bagger schüttet die Straße mit Felsbrocken zuWir warten geduldig...

Auf die Plätze, fertig, ...

...und los!

Auf dem Weg berichtete Andi, unser Guide, dass er infomiert wurde, die „alte“ Straße zum Wasserfall wäre nicht mehr passierbar und dass wir deshalb eine „neue” Strecke nehmen müssten. Er kündigte uns ca. zwei Stunden auf einer „very, very bumpy road“ an. Und in der Tat legten wir in dieser Zeit extrem wenige Kilometer zurück. Es ging vor allem steil bergauf und über fragwürdige Brückenkonstruktionen.

Als der Wagen dann bei einer gefühlten 90-Grad-Steigung auf dem Geröll langsam immer weiter zurückrutscht, entschließen wir uns kurzfristig dazu alle umgehend das Auto zu verlassen. Während Hendrick, der Fahrer, noch versuchte möglichst koordiniert rückwärts in einer sichere Position zu rutschen, stand für uns relativ sicher fest, dass der fahrbare Teil des Weges hier etwas früher als geplant beendet war.

Da Andi den nun etwas verlängerten Wanderweg sehr gelassen nahm, fanden wir dass eigentlich auch nicht weiter schlimm. Je mehr wir uns allerdings nach der zu erwartenden Zeit für Hin- und Rückweg erkundigten, desto unsicherer wurden Anke und ich. Mit den ursprünglich angesetzten 2,5 Stunden „return-way“ starteten wir unsere Verhandlungen und einigten uns am Ende auf 6 Stunden. Was bedeutet hätte, wir wären nach Einbruch der Dunkelheit wieder beim Auto gewesen.
Ich sah Andi eine Weile an, um zu überlegen, ob wir dass jetzt wirklich machen sollten – und um in seinem Gesichtausdruck nach den Anzeichen eines weiteren kleinen Scherzes seinerseits zu suchen, die sich unter uns in den letzten Tagen recht erfolgreich etabliert hatten. Leider fand ich da aber nichts dergleichen…
„Die Einheimischen laufen die Strecke in 2,5 Stunden“, legte er als letztes Angebot nach. „Mit Fiona brauchen wir aber mindestens eine Stunde länger“, erhöhte Anke darauf hin noch mal. Wir entschieden schließlich erst mal los zugehen und dann nach einer Weile zu schauen, wie wir in der Zeit liegen würden.

Es ging von Anfang an weiter recht steil bergauf, wir wurden aber von drei einheimischen Männern begleitet – die uns immerhin auch nicht überholten. Anke versuchte mit Gesten noch eine weitere Zeitprognose aus den nicht englisch sprechenden Indonesiern heraus zu bekommen. Anke deutete die Antwort etwas aufgebracht schließlich so, dass wir 3 Stunden bis zum Wasserfall brauchen würden – Andi korrigierte aber, dass die Männer meinten, wir wären um 3 Uhr am Wasserfall. Das beruhigte Anke wieder etwas – ich denke aber ihr war nicht klar, dass es da gerade gegen 12 Uhr war…

Während wir etwa eine dreiviertel Stunde immer noch einen sehr steilen Weg begauf gingen, erfuhren wir noch, dass sich kürzlich ein Tourist von den „local people“ auf dem Motorrad zum Wasserfall hat bringen lassen. Ich hielt das auf diesen Straßen und mit Fiona für nicht machbar – Anke war aber sofort interessiert: „Ach, geht das denn?“
Nach einer kurzen Diskussion war ein Preis ausgemacht und es waren sogar schon zwei Fahrer gefunden. Während wir noch überlegten, wie wir das mit zwei Motorrädern hinbekommen sollten, kamen auch schon die nächsten Motorräder vorbei. Offensichtlich nicht allzu verplant, stieg der Mitfahrer gleich ab, um zu Fuß weiterzugehen – und wir hatten Dank Andi eine motorisierte Begleitung für den Rest des Tages engagiert.

Andi und Anke saßen jeweils bei einem Motorrad hinten drauf – und Fiona saß zwischen mir und dem Fahrer auf dem dritten. Fiona war die Ruhe selbst und meinte nur zu mir, dass sie die Augen zu macht, falls sie Angst bekommen würde. Für mich war die Fahrt die Hölle. Rückblickend absolut beindruckend, was diese Maschinen so für Steigungen und Gefälle wegstecken. Es ging um 180-Grad-Kurven fast senkrecht bergauf, dabei immer auf einer Seite des Wegs senkrecht den Berg runter. Zwischendurch ging’s dann aber auch mal wieder so steil bergab, dass ich immer wieder dachte, dass man unmöglich weiterfahren kann. Ich kam mir vor wie in einer Achterbahn. Kennt ja sicher jeder das Gefühl wenn man in der Achterbahn ganz oben ankommt und man weiß, jetzt geht’s richtig runter – man aber erst sehen kann, wie steil es wird, wenn man plötzlich auf dem Weg nach unten ist.

Nach einer rasanten, etwa 20-minütigen Fahrt, vorbei an einem grandiosen Bergpanorma (das ich aber erst auf der Rückfahrt wirklich wahrnehme) kamen wir in Poma, einem winzigen Dörfchen in der Nähe des Wasserfalls, an.
Anke war bei der Ankunft bestens gelaunt. Ihr hatte die Fahrt merkwürdigerweise richtig Spaß gemacht – und auch die nicht unwesentlich eingesparte Wanderzeit war natürlich ein Grund zur Freude. Was nach der Fahrt auch feststand: Wir hätten es zu Fuß definitiv niemals in 3 Stunden bis hierher geschafft!

Die Fahrer werden für uns zusammengetrommeltAb hier geht's zu Fuß weiter

Auf dem Rückweg eine kurze Pause......um die Aussicht zu geniessen

Wie immer wurden wir von allen Dorfbewohnern freundlich begrüßt und es kamen von überall Kinder angelaufen, die uns auf dem letzten Stück zum Wasserfall begleiteten. Der nur noch etwa 30-minütige Pfad führte durch dichten Wald und wir mußten durch ein felsiges Flußbett klettern, bevor der Wasserfall am Ende einer dichtbewachsenen Schlucht auftauchte. Fiona war völlig außer sich vor Begeisterung und schrie nur noch laut „Schaut euch das mal an! Ich hab ja noch nie so einen großen Wasserfall gesehen!”“

Das Wasser des Murusobe fällt aus 100 Metern Höhe in einen kleinen Pool, bevor es weiter durch die schmale Schlucht abfließt. Nach der aufregenden Anreise war eine Abkühlung in dem arschkalten Wasser genau das Richtige!

Nichts für Warmduscher - das Wasser war eiskalt

Als wir kurz nach 3 wieder beim Auto waren, war Hendrick von unserer zeitigen Rückkehr offensichtlich sehr überrascht. Und nach einer holprigen Rückfahrt wurden wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang in Maumere abgesetzt, dem Ende unserer wirklich interessanten und spannenden 12-Tage-Tour durch Flores.

Abschied nach 12 Tagen

Geschrieben von Bernd | Kategorie: Asien | ,

 

4 Kommentare zu “Die Murusobe Twin Falls – ein abenteuerlicher Weg zu einem atemberaubenden Wasserfall”

  1. Dieter hat am 5. August 2015 um 11:05 geschrieben:

    Wunderbares Indonesien. Tolle Berichte

    1. Bernd hat am 30. August 2015 um 1:03 geschrieben:

      Danke! Und ja, absolut – Indonesien war großartig…. :-)

  2. Uli hat am 4. August 2015 um 8:16 geschrieben:

    Hallo ihr weltreisenden Abenteurer!
    Tolle Berichte sind das und faszinierende Fotos. Gefällt mir :-) Weiterhin good luck! “Mollo” und Liebe Grüße, Uli

    1. Bernd hat am 30. August 2015 um 0:58 geschrieben:

      Besten Dank! Bis jetzt läuft alles… ;-) Wir sind gerade in Sydney angekommen – und müssen jetzt erst mal 4 Wochen Tonga für den Blog aufarbeiten…
      Viele Grüße zurück – auch an den Rest der Truppe in Kirchhorst!

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