fabfamily.de - Fiona, Anke & Bernd

Juli
2015

Flores, Indonesien
Verschlafen in der „Sleepy Lagoon“
Juli 2015

Chillige Tage in Waidong Beach

Verschlafen in der „Sleepy Lagoon“

In der Nähe von Maumere verbrachten wir zum Abschluß einer grandiosen Flores-Tour noch einige Tage in einer „kleinen“ Bambus-Hütte direkt am Meer. Je nach Ebbe oder Flut war das Wasser zwischen 2 und 10 Metern von unserer Hängematte auf der Veranda entfernt. So lässt’s sich schon eine Weile aushalten…

Außer zu beobachten wie immer wieder Fische aus dem Wasser hüpften gab es nicht wirklich viel zu tun. Einige große Fische warfen sich immer wieder im hohen Bogen aus dem Wasser, als wollten sie sich möglichst aufreizend den Fischern und umherfliegenden Vögeln zum Fraß anbieten. Dazu gab es noch ganze Schwärme von winzig kleinen Fischen, die erstaunlich synchron in mehreren Bögen über das Wasser hüpften. Ein sehr chilliges Unterhaltungsprogramm.

Wir trinken den ganzen Tag Kaffee, um beim Rumdösen nicht einzuschlafen – wäre ja schade, um die zu vergammelnde Zeit… ;-)

Willkommen in der Sleepy Lagoon

Genug Platz für 3...Und überall ein Platz zum abhängen

Hier kocht der Chef

Am touristisch gesehen mehr oder weniger toten (östlichen) Ende von Flores fiel unsere letzte Schnorchel-Tour dann auch entsprechend untouristisch aus. Ein älterer Fischer und sein etwa 10 Jahre alter Sohn brachten uns mit ihrem etwas in die Jahre gekommenen Kahn raus zu ein paar Riffen.
Während Sohnemann steuerte, war Papa in der etwas schläfrig machenden Abgasfahne des lauten Dieselmotors wegeknackt. Kaum wieder aufgewacht kletterte er in den Schiffsrumpf und begann mit einer kleinen Handkelle unerlässlich Wasser abzuschöpfen. Es galt den Pegel im Boot so niedrig zu halten, dass das Wasser nicht in den Motor unter Deck laufen konnte. Scheinbar kein Problem – sofern das Wasser etwa alle Stunde für ca. eine halbe Stunde abgeschöpft wird, oder – wie auf der Rückfahrt – jemand dauerhaft im Motorraum stationiert wird und dafür aber auch etwas langsamer schöpfen kann.
Zwischendurch erledigten die beiden dann noch ihren täglichen Fischfang und setzten uns zur Mittagspause am müllgesäumten Strand vor ihrem abgelegenen Fischerdorf ab, um die Zeit zu nutzen mit Ankes Schnorchelausrüstung auf Muschelsuche zu gehen.
Unterwegs machten sie dann aber auch zweimal Stopp, um uns zum Schnorcheln in’s Wasser zu schicken. Für uns war’s OK, da wir nach dem ganzen Geschnorchel im unglaublichen Komodo National Park ohnehin nicht mehr so wirklich Begeisterungsfähig waren. Und ich sag mal, dass Preis-Leistungs-Verhältnis hat im Grunde auch gepasst…

Macht genau soviel Spaß wie Schnorcheln: vom Boot in's Meer springen

Im schön Wasser schöpfen - wir wollen schließlich über Wasser beibenDieser Kugelfisch hat seine besten Tage hinter sich. Man sieht ihm den Schrecken im Netz gelandet zu sein noch an

Unser spannendstes Erlebnis war eine Shopping-Tour in’s knapp 30 Kilometer entfernte Maumere. Da es in unserer verschlafenen Lagune keine wirklichen Einkaufsmöglichkeiten gab, mussten wir mit dem Bemo in die Stadt fahren, um uns für die Woche mit Lebensmitteln zu versorgen. Prinzipiell keine große Sache – allerdings für nicht indonesisch sprechende Touris wie uns, in einer Gegend in der nur noch wenige Menschen englisch sprechen, schon mittelmäßig aufregend…
Als Starthilfe wurde uns nur mitgeteilt, dass wir in Locario umsteigen mussten. Wir positionierten uns an der recht wenig befahrenen Straße und warteten auf ein Bemo, welches zumindest schon mal grundsätzlich in die richtige Richtung fahren sollte. Das dauerte dann etwas. Zwischenzeitlich hatten wir schon überlegt eventuell am nächsten Tag und früher zu starten, um so etwas wie den “Berufsverkehr” Richtung Maumere abzufangen. Irgendwann kam aber doch noch eins vorbei und wir wurden freundlich zu den anderen Mitfahrern in’s Bemo gepresst.

Für die, die es nicht kennen: Bemos sind die lokalen Sammeltaxis, die einen für schmales Geld von A nach B transportieren. Auch wenn sie von außen relativ klein wirken, sind diese Minibusse wahre Platzwunder. Zeitweise sind wir auf der Fahrt sogar mit unglaublichen 25 Personen im und am Bemo unterwegs – dazwischen natürlich noch jede Menge Taschen, Tüten und sonstiges Gepäck.

Auch wenn sich selten die Gelegenheit bietet fremden Menschen für eine gute Stunde so nah zu kommen, fiel es uns schwer die Fahrt in der brütenden Hitze so wirklich zu genießen. Zumal wir die meiste Zeit bemüht waren zumindest grob die Orientierung zu behalten. Straßenschilder gab es natürlich keine und mehrfaches Nachfragen auf englisch führte meist nur zu freundlichem Grinsen und Nicken des Gegenübers.

Am Ende war alles aber trotzdem wieder mal erfreulich unkompliziert. Wir wurden überall – als offensichtlich ortsunkundig – abgefangen und in landestypisch freundlicher Art sofort an die Hand genommen, um uns von Bemo zu Bemo weiterzureichen. Sogar unsere Einkaufstüten wurden uns auf dem Rückweg immer wieder ungefragt abgenommen, hinterher getragen und irgendwie irgendwo in’s Bemo gedrückt.
Wir waren ja mittlerweile gewohnt, dem Ganzen grundsätzlich eher zu vertrauen – prinzipiell hätte man uns auf diese Weise aber natürlich auch komplett ausnehmen und sonst wo hin verfrachten können. Und ehrlich gesagt waren wir gelegentlich immer wieder mal etwas skeptisch, ob auch jede Tüte wirklich mit kommt und ob wir jedem, der uns am Arm packte auch wirklich hinterher laufen sollten.
Immer wieder eine schöne Erfahrung, wenn so völlig selbstverständlich auf fremde Menschen zugegangen wird, um Hilfe anzubieten…

Geschmackvoller Fensterschmuck in einem Bemo

Geschmackvolle Deko an der Windschutzscheibe in einem Bemo

 
Nach ein paar Tagen Nichts-Tun habe ich meinen beiden Mädels dann mal wieder eine ordentliche Trekking-Tour aufgedrückt. Überraschend steil und steinig ging es den rund 1700m hohen und rund sechs Stunden Fußmarsch entfernten aktiven Vulkan Mount Egon rauf. Fiona beschwerte sich dann auch, ein bisschen zu Recht, auf halber Strecke: „Oah, wer hat denn dass schon wieder gebucht? Ich hatte doch gesagt wir wollen keine Wanderungen mehr auf hohe Berge machen!“.
Fredh (quasi der Hausmeister unserer Strandhütte), der uns als Guide begleitete, meinte zwar es sei „teilweise etwas anstrengend“ – er hatte aber scheinbar keine Bedenken, dass wir diese Wanderung, die eher eine Klettertour war, auch mit Fiona meistern würden. Etwa 100 (Höhen-)Meter vor dem Kraterrand war dann aber Schluß für Fiona und Anke und ich bin mit Fredh das letzte Stück alleine weiter geklettert. Erkennbare Wege gab es eigentlich nicht mehr. Erst kurz vor’m Ziel führte ein recht schmaler, sandiger Pfad das letzte Stück nach oben an den Krater.

Schon von weitem hörten wir ein lautes Zischen, das sich für mich irgendwie wie die Triebwerke eines Flugzeugs anhörte. Es roch stark nach Schwefel und kochend heiße Luft dampfte aus etlichen großen und kleinen Löchern. Mit Blick auf eine mächtige Rauchfahne aus dem Kraterkessel meinte Fredh nur, dass der Vulkan bestimmt bald wieder ausbrechen würde, denn beim letzten Mal als er hier oben war, hatte es fast gar nicht gequalmt. Auch wenn es natürlich keine wirklichen Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch gab, machte diese Einschätzung angesicht der beeindruckenden Kulisse schon ein leicht mulmiges Gefühl. Der letzte große Ausbruch des Mt. Egon war im Übrigen 2008.
Nach etwa eineinhalb Stunden waren wir wieder bei Fiona und Anke. Die restliche, recht rutschige Kletterpartie bergab fand ich dann fast am anstregendsten – zumal Fiona mit ununterbrochenem Geplapper meine Nerven echt ganz ordentlich strapazierte. So eine Tour wird erst mal nicht noch mal gebucht…

Da ganz hoch mussten wirEs wird immer kühler und nebliger

Die Aussicht ist nicht schlecht...Aber der Weg ist echt steil...

Noch ganz schön aktiv: Mt. Egon

Heiß & schwefelig

Sehr interessant war auch die Fahrt zum und vom Start der Wanderung. Der Fahrer bretterte mit seinem Wagen über die Schlaglöcher ohne auch nur zu versuchen mal einem davon ernsthaft auszuweichen. Das ganze mit einem dermaßen bizarr eingefrorenen Dauergrinsen im Gesicht, dass Anke schon nach kurzer Zeit überlegte, ob er eventuell nicht ganz frisch in der Birne sei. Also, so wirklich gestört…

Er fing dann an Fredh ununterbrochen zuzutexten und sich dabei andauernd kaputt zulachen – offensichtlich über das was er selbst erzählte. Wir blieben mehrfach mit Volldampf in Schlaglöchern hängen, rutschten immer wieder von der Straße und setzten sogar einmal unsanft am Boden auf – aber nichts konnte ihn vom Erzählen und Lachen abbringen.
Nur als wir dann mit viel Schwung auf einen dicken Felsbrocken auffuhren und der Wagen mit einem Reifen in der Luft stecken blieb, verstummte das Lachen kurz. Wir sollten aussteigen und er gab so lange Vollgas, bis sein Auto mit einem lauten Krachen über den Felsen rutschte. Auf dem Felsen war eine lange, breite Schramme vom Bodenblech zu sehen – aber kein Grund für ihn eventuell mal kurz unters Auto zu schauen. Wir stiegen wieder ein, er hupte dreimal kurz vor’m Anfahren – warum auch immer – und bretterte wieder wie gewohnt weiter.
Hupen war im Übrigen seine andere große Leidenschaft (neben Lachen und Schlaglöchern). Der Typ hupte wirklich andauernd – meist ohne erkennbaren Grund und ohne seine Monologe zu unterbrechen. Erst auf der Rückfahrt konnten wir eine Systematik erkennen: Gehupt wurde immer wenn jemand von vorne vorbei kam, wenn jemand überholt wurde (vorher und nachher), wenn er mal nicht in einem Schlagloch hängen blieb (dann sogar zweimal) – wenn doch wieder, dann wurde vor’m Anfahren noch mal kurz gehupt – und letztendlich einfach nur, wenn er wohl meinte, dass letzte Hupen könnte schon zu lange her gewesen sein.

Am letzten Abend haben Anke und unser „Caretaker“ Fredh dann noch ein „maumerisches“ Abschiedsessen mit Bananen-, Papaya- und Kasavablättern gekocht, dass zwar etwas schwer im Magen lag, aber auch sehr lecker war. Danach ging es dann zum abendlichen Sterne gucken in unsere Nachthimmel-Loge unterm Dach.

Den bei Tageslicht mit seinem Blick nach hinten auf ein paar Palmen eher etwas unglücklich platziert wirkenden Balkon hatte Fiona am ersten Abend bei Einbruch der Dunkelheit als grandioses Sternenguckerkino entdeckt – mit direktem Blick auf die Milchstraße („Mama, Papa – kommt mal schnell her und guckt euch die vielen Sterne an!“). Hier hatte Fiona dann im Übrigen auch endlich ihre erste Sternschnuppe gesehen – aber komischerweise wollte sie sich nichts wünschen…

Unsere Sternengucker-Loge

Vorstellung: jeden Abend ab 18h

Unsere Sternengucker-Loge. Man sieht auf dem Foto zwar viele Sterne, aber in echt war’s noch wesentlich beeindruckender. Aber für eine kleine Kompaktkamera schon gar nicht so schlecht

Geschrieben von Bernd | Kategorie: Asien | ,

 

2 Kommentare zu “Verschlafen in der „Sleepy Lagoon“”

  1. jessica hat am 2. September 2015 um 22:56 geschrieben:

    hab gut gelacht über euren grinsenden huper ;-)

    1. Bernd hat am 3. September 2015 um 7:48 geschrieben:

      ;-)

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