fabfamily.de - Fiona, Anke & Bernd

November
2015

Vava'u, Tonga
Willkommen in der „Blauen Lagune“
November 2015

Sonne, Strand, Wale - und noch mehr Wale

Willkommen in der „Blauen Lagune“

Vava’u unterscheidet sich von den anderen Inselgruppen Tongas durch seine dicht bewachsene, saftig-grüne Hügellandschaft, die wir bei unserer etwa halbstündigen Taxi-Fahrt vom Flughafen nach Neiafu, dem größten Ort auf der Hauptinsel, bei leichter Prise durch die offenen Fenster genoßen.

Der Sonnenschein hielt aber nur den Begrüßungsnachmittag durch und die nächsten Tage waren wieder mal eher regnerisch und kühl. Für uns aber nicht weiter wild. Da Neiafu uns nach einem ersten Rundgang am Hafen nur noch zum Einkaufen aus unserem „Guesthouse“ lockte, verbrachten wir ein paar chillige Tage im „Port Wine Guesthouse“, das von Tai und Salote, einem tongansichen Ehepaar, samt Familie geführt wurde.

"Port of Refuge" in Neiafu

Fast so schön, wie die echten... ;-)

Ein großer Garten mit Trampolin, Schaukel, Hunden & Katzen – und nicht zuletzt den Kindern der Gastgeberfamilie sorgten dafür, dass jeder von uns mal wieder (mehr oder weniger) ein bisschen Zeit für sich hatte. Anfänglich mussten wir Fiona natürlich noch begleiten, dann hörten wir aber nur noch lautes Gelächter aus dem großen Garten hinter dem Haus.
Während die anderen Gäste früh morgens zu Wal- und Tauchtouren eingesammelt wurden, saßen wir auf unserer kleinen Veranda und machten hauptsächlich gar nichts.

Echtes Durchhaltevermögen in Sachen Touren bewies eine Amerikanerin, die sich hier für 30 Tage einquatiert hatte und 20 „Whale-Watching“-Touren in Folge absolviert hatte und nun noch die restlichen Tage mit Tauchen füllte. Man merkte ihr an, dass die Begeisterung langsam nachließ…

Während es so schien, dass Salote, die Dame des Hauses, sich hauptsächlich um Organisatorisches und den Haushaltskram kümmerte, machte ihr Mann Tai scheinbar mal hier was und mal da was – aber in typisch tonganischer Art – nie zuviel. Immer mal wieder stoppte er bei uns für einen kleinen Plausch oder um sich einfach nur nach unserem Befinden zu erkundigen.
Wie Tai uns erzählte war er sogar Besitzer einer eigenen, gar nicht mal so kleinen Insel. Für Tonganer war es dank des großzügigen Königs möglich 1 „Acre“ Landbesitz (das entspricht rund 4.000 qm²) für 1 $ zu erwerben. Er hatte deshalb mit seinen Familienmitgliedern zusammengeschmissen und die 8 „Acre“ große Insel für ganze 8 $ erworben – einfach nur weil’s so billig war. Genutzt wurde die Insel von der Familie kaum, man fuhr nur ab und zu mal mit dem Boot rüber, um dort ein Barbecue zu veranstalten.
Die Insel eventuell auch als touristische Einnahmequelle zu nutzen war für ihn völlig abwegig. Mit dem kleinen Gästehaus und dem eigenen Garten hatten sie schließlich alles was sie brauchen – und wofür denn dann noch mehr machen? Außerdem waren sie in den 3 Monaten Hauptsaison ohnehin schon „busy“ genug. Geschäfte machen sei eher Sache der „Palangi“ – oder eben der Chinesen, denen hier in Tonga so ziemlich jeder Supermarkt gehört.

Als ich Tai später am Nachmittag gesucht hatte, weil das Gas in der Gemeinschaftsküche leer war, musste ich ihn bedauerlicherweise auf seiner Bank im Garten wecken – aber wir waren ja schließlich auch mitten in der Hauptsaison…

Der Marktplatz in NeiafuKleines Barbecue am Hafen

Das EinkaufszentrumDer Tonganer ißt gerne aus der Dose

Der Friseur hat sich in einem alten Pferdestall eingerichtetDas Krankenhaus liegt sehr zentral

Eine Insel mit zwei Bergen…

Nach den ruhigen Tagen in Neiafu waren wir schon ganz gespannt auf unseren Besuch in der „Blue Lagoon“ auf der Insel „Foiata“.
Die winzige Insel ganz am Rand der Vava’u-Gruppe ist kaum größer als Lummerland – hat allerdings keine Eisenbahn, dafür aber einen eigenen Bootsanleger.

So groß ist Foiata. Zwei kleine Hügel - verbunden von einem kleinen Sandstrand

So „groß“ ist Foiata. Zwei kleine Hügel – verbunden von einem kleinen Sandstrand

Der deutsche Koch Feleti war vor 25 Jahren nach Tonga ausgewandert und hatte dort mit seiner „tonganischen Prinzessin“ ein eigenes kleines Öko-Resort aufgebaut. Solarenergie und Regenwasseraufbereitung waren angesichts der recht abgelegenen Lage auch die einzig sinnvolle Lösung.
Feleti hatte uns im Vorfeld schon mit seinen unkonventionellen Vorschlägen für die Anzahlung amüsiert (hier nachzulesen: Der Spaß fängt beim Buchen an).
Sein Ruf als – nennen wir es mal – „eigenwillige Persönlichkeit“ war ihm in unseren ersten Wochen in Tonga schon vorausgeeilt. Wer ihn kannte mußte meist Grinsen oder die Augenverdrehen. Kommentare wie „wenn er dich leiden kann ist alles OK“ oder „sagen wir mal so, er ist nicht immer ganz einfach“ hörten wir mehrfach.
Wir fanden es trotzdem schade, dass wir ihn nicht persönlich kennenlernen konnten, da wir vorab einen sehr netten – wenn auch teilweise etwas skurrilen – Mailverkehr hatten. Feleti lag nämlich schon einige Wochen mit einer Fußverletzung im Krankenhaus. Da seine Frau das ganze Jahr über in Neiafu wohnte und nur gelegentlich zu Besuch nach „Foiata“ kam, wurde der Laden zurzeit komplett von Feletis Stieftochter, Tapu, und seinen drei Söhnen Heinrich, Ullrich und Otto geschmissen. Anders als die eher typisch deutsch klingenden Namen vermuten ließen, verbargen sich dahinter drei waschechte Tonganer.

Unsere Seite der Insel FoiataAnkunft auf der Insel Foiata

Nur ein paar Hütten - mehr gibt's auf Foiata nichtOtto, unser Skipper, bereitet sich auf's Anlegen vor

Fiona beim Schnorcheln vor unserer Hütte

Otto, der jüngste der drei Söhne, holte uns im Hafen mit einer recht großen, aber auch schon etwas runtergerockten Angler-Yacht ab. Auf dem im Wellengang etwas wackeligen „Oberdeck“ ging’s in windiger Fahrt vorbei an unzähligen kleinen Inseln mit felsigen Steilküsten und dichten Wäldern. Gleich 3 Buckelwale entdeckten wir auf unserem Weg, die wie zur Begüßung Wasserdampffontänen in die Luft pusteten.

Als wir in die „Blaue Lagune“ einfuhren färbte sich das Wasser langsam von einem tiefdunklen Blau in ein leichtes Türkisgrün. Mit einem kleinen Ruderboot wurden wir durch das seichte Wasser zur Insel gebracht. Fünf einfache Hütten hingen auf langen Holzpfählen direkt über dem Meer. So hatten wir uns die Südsee vorgestellt – und sogar die Sonne schien dazu… :-)

Man hätte die komplette Insel locker in 10-20 Minuten umrunden können, wenn eine Seite nicht total mit Mangrovenbäumen zu gewachsen wäre. Und die etwas größere Nachbarinsel war entlang einer vor Wellen schützenden Riffkante quasi zu Fuß erreichbar. Traumhaft schön, so zu sagen…
Am Strand konnte man noch einige Trümmer der alten „Fales“, so werden die traditionellen Hütten aus Palmenblättern in Tonga genannt, sehen. Feleti hat hier ursprünglich mit einem kleinen Restaurant für vorbeifahrende Segler angefangen und dann nach und nach mit seiner Familie das Resort aufgebaut. Nach dem bereits erwähnten verherrenden Zyklon musste auch hier alles mehr oder weniger komplett neu aufgebaut werden.

Der nach eigener Aussage „selbstgelehrte“ Architekt, Installateur, Elektriker und Möbelbauer hatte wirklich alles in Eigenregie entworfen und zusammengebastelt – was man den teilweise etwas wackelig wirkenden Konstruktionen auch ansah. Eher tonganischer als deutscher Stil würde ich in jedem Fall sagen.

Wir fühlten uns hier richtig wohl. Die Korallenriffe waren zwar ebenfalls durch den Zyklon in Mittleidenschaft gezogen worden, aber beim Schnorcheln zog zur Entschädigung fast jedes Mal ein Rochen oder eine Schildkröte an uns vorbei.

Die meiste Zeit verbrachten wir natürlich mit der Suche nach den Walen. Abwechselnd waren wir mit einem der Söhne als Skipper und Tapu oder der australischen Meeresbiologin Jess als Guide unterwegs. Wir hatten echtes Glück und die Walbegegnungen in Haa’api wurden teilweise sogar noch getoppt. Definitiv ein Kapitel für sich – deshalb gibt’s dann an anderer Stelle noch mal mehr zu unseren Erlebnissen mit den Ozeanriesen…

Mit dem Boot auf Wal-SucheAuch ohne Wale macht das Bootfahren Spaß

Ein schönes blaues Blau

Das Meer ist Fionas neues Zuhause

Das Meer ist Fionas neues Zuhause

Der verdiente Feierabend nach einem weiteren harten Tag auf See

Man merkte, dass die ganze Familie mit unglaublich viel Liebe und Herzblut bei der Sache war. Allen machte ganz offensichtlich Spaß was sie da machten – und Tapu, Otto, Uli & Henri waren nach eigener Aussage unglaublich froh über das Privileg auf ihrer eigenen Insel zu leben.
Während der Nebensaison mussten sie zwar zum Arbeiten für mehrere Monate nach Australien oder Neuseeland gehen, die Rückkehr in ihr „kleines Paradies“ war für alle aber selbstverständlich. Feleti lebt während dieser Zeit im Übrigen meist alleine auf der Insel, die er bis zu seinem Krankenhausaufenthalt, schon seit einigen Jahren so gut wie nie verlassen hatte.

Für uns eine absolut tolle Zeit. Zum Abschied wurden wir von allen umarmt – und wir verließen die kleine Insel mit Wehmut. Fiona bekam natürlich noch ein Abschiedsgeschenk: ein handlicher, etwa 60 cm langer Plastik-Buckelwal, der bis dahin als Anschauungsobjekt auf See gedient hatte, begleitet uns seitdem im Handgepäck.

Fiona & Grace bauen ein Sandschloß für die Krabben. Aus Sicht der Krabben wohl eher ein Gefängnis...

Ein Besuch in der Schwalbenhöhle

Der Eingang zur „Swallows Cave“„Swallows Cave“ - nur vom Meer aus zugänglich

Tausende von Fischen umkreisen uns

Tausende von Fischen umkreisen uns

Die Schwärme verändern erstaunlich synchron ihre Form und Richtung

„Swallows Cave“ – eine Höhle, die durch ein Loch in einigen Metern Tiefe auch von unten „beleuchtet“ wird. Sehr stimmungsvolle Atmosphäre – besonders, wenn man beim Schwimmen von tausenden Fischen umzingelt wird

Ein nicht ganz gelungener Abschied

Die letzten beiden Tage in Tonga verbrachten wir wieder bei bestem Ostseewetter – im Herbst wohlgemerkt. Wir waren wieder zurück in Tongatapu – und es regnete und stürmte ganz schön.
Da das „’Oholei Beach Resort“ an einer schönen Steilküste in der Nähe des Flughafens lag – und zu dem jeden Freitag mit einer inselweit angepriesenen „cultural show“ mit „tongan feast“ lockte, entschieden wir diese „experience of a lifetime“ als perfekten Abschlußabend im Königreich an der Datumsgrenze mitzunehmen.
Die kleinen, einfachen „Fales“ mit Eingangstüren für Hobbits lagen zwar, eingekeilt zwischen Steilküste und Strand, prinzipiell in perfekter Lage – waren aber für einen deutschen Herbst etwas zugig. Wir waren die einzigen Gäste, was alles noch etwas trostloser erscheinen ließ. Erst spät in der Nacht zog nebenan noch ein, ursprünglich aus Polen stammendes, neuseeländisches Ehepaar ein. Bei einem stürmischen Frühstück auf den Bänken vor unseren benachbarten Hütten kamen wir mit den beiden länger in’s Gespräch. Erstaunlich, wie oft man auf Reisen immer wieder Menschen mit interessanten Geschichten und Lebensläufen trifft.

Noch ein schöner Strand

Fiona untersucht die Höhlen in den Felswänden

Ein angriffslustiger kleiner Kerl

Wer ist hier klein, häh?

Abends ging’s dann ein paar Meter weiter den Strand runter zur großen „Buffet-Show“. Beim Einlass wurde uns dann mit dem Eintrittsgeld auch vorsorglich schon mal die Kohle für die Übernachtungen, das Taxi zum Flughafen und ein völlig überteuertes Frühstück abgenommen.

Eine Delegation der chinesischen Botschaft hatte, bewacht von einem tonganischen Soldaten, schon mal damit begonnen sich einen reinzutun. Um die Wartezeit bis zur Eröffnung des „all-you-can-eat“-Buffets zu verkürzen, spielte der Gastgeber, Simana Kami höchstpersönlich, ein mächtiger Tonganer im buntem Hawaii-Hemd und winziger Ukolele vor dem Bauch, mit seiner Begleitband auf. Die Band war sehr bemüht die musikalischen Arrangements der polynesichen „Klassiker“ so einfach wie möglich zu halten. Jeder Song wurde von Simana mit einer ellenlangen Ansprache über sich selbst, seine Vorfahren, Gott, Tonga im Allgemeinen – und natürlich noch mal über sich selbst – eingeleitet, um dann abrupt mit einem „…and the next item is…“ in den nächsten Song überzugehen. Bevor es dann wirklich mit dem Buffet los gehen sollte, gab es noch ein obligatorisches Tischgebet mit dem er sich bei Gott, seinen Vorfahren, Tonga im Allgemeinen – und natürlich auch bei sich selbst – bedankte. Dann wurde noch kurz ein kleines Dankeschön an die Gäste ausgesprochen, in dem der Name jedes einzelnen Gastes verlesen wurde. Wir hatten uns auch schon gefragt, warum wir unsere Namen beim Einlass angeben sollten.

Das Hungergefühl vermischte sich ein ganz klein wenig mit dem merkwürdigen Gefühl, dass hier versucht wurde ein bisschen Zeit für die Länge der Veranstaltung zu schinden… Aber, wie gesagt, das war nur so ein Gefühl…
Das Buffet wurde dann völlig überraschend doch noch eröffnet und die überteuerten Getränke freundlicherweise gleich flaschenweise am Platz abkassiert.

Das „all-you-can-eat“-Buffet hätte richtig übrigens „all-you-can-see-you-can-eat“-Buffet heißen müssen. Auf den sich sehr schnell leerenden Palmenblatt-Tellern wurde nämlich nichts neu nachgelegt. Wahrscheinlich nur ein Tippfehler im Flyer. Trotzdem schade, wenn man nach einem „all-you-can-eat“-Buffet noch Hunger hat.

Zum Glück hatten wir ja in Pangai schon ein wirkliches echtes tongan feast miterleben dürfen, sonst wäre uns das bisschen was wir im Magen hatten womöglich auch noch übel aufgestoßen…

Die Band ist bemüht - aber nicht zwingend begabt

Simana weiß wie die Leute unterhält - ihm gefällt es jedenfalls...Ein kleines Gebet noch, dann gibt's Essen

Der zweite Teil des Abends, die „cultural show“, war dann fairerweise wirklich ganz nett. In der „Hina Cave“, einer Höhle mit kleinem Nachthimmelloch in der Decke, wurden traditionelle tonganische Tänze, unterlegt mit lauten tonganischen Gesängen, vorgetragen. Das schummrige Fackelfeuer machte zusätzlich eine tolle Atmosphäre in der Höhle.
Etwas irritiert waren wir, als ein Chinese aufsprang und den eingeölten Tänzerinnen mit großen Gesten Geldscheine an den Körper klebte. Was wir zunächst für eine alkoholbedingte Entgleisung der chinesischen Delegation hielten, entpuppte sich als tonganische Tradition. In dem man dem Tänzer oder der Tänzerin Geldscheine an die eingeölten Körper heftet, zeigt man, dass einem die Darbietung gefällt. Diese Tradition ist ja durchaus auch in westlichen Gefilden geläufig…

Eine weitere längere Moderation ist nötig bevor es los geht

Die „cultural show“: Tänze und Gesänge in einer stimmungsvollen Höhle

Am nächsten Tag mussten wir dann noch glaubhaft versichern, dass wir das Taxi wirklich schon am Abend vorher bezahlt hatten, bevor wir nach einer wortlosen Autofahrt am Flughafen abgesetzt wurden.

Trotz des eher durchwachsenen letzten Abends fiel uns der Abschied aus Tonga schwer. Neben den tollen Begegungen mit Tonganern und Nicht-Tonganern werden uns die außergewöhnlichen Begegnungen mit den Walen definitiv in Erinnerung bleiben. Tonga war für uns ein Land voller Ecken und Kanten, die den Besuch letzendlich aber zu einer runden Sache gemacht haben. Wir kommen bestimmt noch mal wieder…

Fiona im Bett mit ihrem neuen Freund „Humpy“, dem Humpback Whale

Tschüß, bis zum nächsten Mal...

Geschrieben von Bernd | Kategorie: Ozeanien | ,

 
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